Dipavali in Pyin Oo Lwin

Mandala vor dem Ganesha-Tempel, Pyin Oo Lwin

Sonntag einen sehr stimmungsvollen Abend erlebt. Hier in Maymyo leben sehr viele Inder und dementsprechend gibt es eine ganze Reihe von Tempeln und Moscheen. Deepavali (auch Diwali genannt) ist das Lichterfest der Hindus aller Schattierungen. Es symbolisiert den Sieg des Lichtes über die Finsternis, des Guten über das Böse und des Wissens über die Ignoranz. Übrigens ein offizieller Feiertag im buddhistischen Myanmar. Aber die Jungs hier lassen ja kaum einen Anlass zum Feiern aus … Zu diesem Fest sind die Häuser, Geschäfte und sonstige von Hindus bewohnten Gebäude hell erleuchtet und mit Lichterketten geschmückt. Dazu erklingt religiöse Musik. Auf dem Fußboden sind oft mandalas gemalt. Das sind bunte, geometrisch angeordnete Symbole meist religiösen Inhalts, manchmal auch nur als Schmuck. Und es werden natürlich Öllichte entzündet. Am hellsten erleuchtet und geschmückt sind die Tempel.

Ich besuchte drei Hindu-Tempel:

  • Pashupatinath ist der Tempel der Gurkhas (Nepali), Nachfahren von Soldaten der britischen Armee. Pashupati ist eine Erscheinung des Gottes Shiva als Herr der Tiere. Als Vorbild gilt der berühmte Tempel gleichen Namens in Kathmandu (Nepal)
  • Der Ganesha-Tempel ist der Treffpunkt der südindischen Tamilen. Er ist dem elefantenköpfigen Gott Ganesha geweiht. Der ist auch unter anderen Namen wie z. B. Ganapati, Vinayaka usw. bekannt. Er gilt als Überwinder von Hindernissen und Schutzherr der Kaufleute, Bankiers, Schriftsteller – und Diebe! Sein Vehikel (vahana) ist die Ratte. Er gehört zum shivaitischen Formenkreis.
  • Im Krishna-Tempel treffen sich die ‚Inder‘, wie mir eine Dame dort sagte. Mein Hinweis, dass doch auch die Tamilen und die Nepali irgendwie Inder sein, wurde weggelächelt. Der blauhäutige Krishna, meist als Kind dargestellt, ist der Schutzherr der Hirten. Er ist die 8. Inkarnation des Hindu-Gottes Vishnu. Interessanterweise gilt Buddha den Vishnuiten (Vaishnavas) als die 9. Inkarnation ihres Gottes.  
Eine stolze Mutter mit ihrer Tochter im Ganesha-Tempel, Pyin Oo Lwin

Ich fuhr mit dem Fahrrad zu den drei Tempeln, um mir die Zeremonien dort anzuschauen. Die Gurkhas (burm. Gorakha) feiern offenbar lieber daheim. Zwar waren auch hier mandalas auf den Boden gemalt, aber der Andrang der Besucher hielt sich in Grenzen. Um es mal freundlich auszudrücken. Immerhin war ein Brahmane anwesend, der mir für 1000 Kyat einen roten Punkt (tilak) auf die Stirn tupfte. Eigentlich schade, denn der Pashupatinath-Tempel ist sehr interessant. Auch die ‚Inder‘ scheinen sich mehr daheim zu vergnügen als in ihrem Tempel. Nur gelegentlich verirrten sich ein paar Besucher dorthin.    

Bei den Tamilen im Ganesha-Tempel hingegen war die Bude voll. Ein großes mandala  schmückte den Vorplatz und auch im Tempel selbst waren viele auf den Boden gemalt. Rings herum waren Öllämpchen (tausend an der Zahl, wie mir ein Brahmane verriet) angeordnet, die von den Gläubigen entzündet wurden. Die Frauen hatten sich in ihre schönsten Saris gehüllt. Dazu tamilische Musik, sehr stimmungsvoll. Da ich mal Tamilisch studiert habe, konnte ich Eindruck schinden mit dem Wenigen, an das ich mich noch erinnerte: Oru nalla matukka or adi, oru nalla manithanukka oru col (‚Ein guter Ochse braucht nur einen Schlag. Ein guter Mann nur ein Wort‘). Oder wie wär’s hiermit? Panam enral, pinamum vayeit tirakkum – Sage Geld und selbst ein Leichnam öffnet seinen Mund! Als ich dann noch ein paar Wörter in tamilischer Schrift entzifferte, galt ich endgültig als Genie! Anschließend schwang ich mich aufs Rad und fuhr wieder nach Hause.     

Der Priester des Krishna-Tempels telefoniert (mit Krishna?)
Das Sanctum des Ganesha-Tempels in Pyin Oo Lwin