FKK und Karaoke
FKK ist für einen Burmesen wie wohl für alle Asiaten (mit Ausnahme der Jain-Sekte der Digambaras, der ‚Lichtgekleideten‘) schlicht grauenhaft. Viele Nudisten bzw. ‚Lichtkleidträger‘ halten sie vermutlich deswegen für verklemmt. Gemach, gemach! Ich vermute, dass heutzutage jeder halbwegs Gebildete weiß, was Karaoke ist. Das japanische Wort bedeutet ‚leeres Orchester‘, d. h. man singt allseits bekannte Popsongs zu einer musikalischen Untermalung. Dazu laufen Filmchen, die im besten Falle irgendwie etwas mit den Songs zu tun haben. Oft sieht man aber nur Filmchen aus europäischen Städten wie Paris, London oder sogar Luzern, manchmal auch Szenen im Schnee – echt exotisch für südostasiatische Augen … Die Texte (für Sängerinnen meist in Rosa, für Sänger in Hellblau, damit jeder Bescheid weiß) stehen darunter, sodass man auch mitsingen kann, wenn man den Liedtext nicht kennt. Karaoke ist der Hit in Ostasien, an jeder Ecke gibt es Karaoke-Bars, in denen hübsche Mädchen den Gästen beim Singen (und Saufen) tatkräftig zur Seite stehen. Darüber hinausgehende Dienstleistungen gehören in der Regel nicht dazu und sind extra auszuhandeln.
Wer einmal in so einer Karaoke-Bar weiß, wie falsch man singen kann, vor allem wenn man dazu noch betrunken ist! Das stört aber keinen Zuhörer, alle sind begeistert und feuern die fehlgeleiteten Sänger an. Und so singt man mit wachsender Begeisterung Hotel California von den Eagles, Summer Wine von Nancy Sinatra und Lee Hazelwood, Tie a yellow ribbon, You are my sunshine, The green green grass of home und Schlimmeres. Für Fortgeschrittene gibt es sogar echte Rocksongs wie Born to be wild und Smoke on the Water. So lange die Songs noch in Originalform herkommen, macht das sogar Spaß, aber wenn Jailhouse Rock auf der Hammondorgel gespielt wird, klingt das schon grausam … Wie auch immer, alle haben ihr Vergnügen und da ich selbst auch ganz gern Karaoke singe (manche nennen mich gar ‚Die Friesische Nachtigall‘), lud ich ab und an meine Kunden dazu ein. Es ist mehr als erstaunlich, wie peinlich es Leuten sein kann, ein simples Liedchen zu singen. Wenn man nicht gerade volltrunken ist. Nun will ich nicht unterstellen, dass unter meinen Kunden verkappte Nudisten sein könnten, aber es ist schon erstaunlich, wie sich die Ausländer genieren … Das versteht kein Burmese – und ich auch nicht mehr.
