Die Post in Myanmar

General Post Office Yangon

Jeder Besucher exotischer Länder verschickt gern Postkarten: Schließlich sind sie (neben den beliebten Dias) der Beweis dafür, dass man dort gewesen ist! Ich habe das schon lange nicht mehr getan, aber des Öfteren Postkarten für meine Kunden abgeschickt. Ich weiß nicht, wie es heute ist, aber bis vor einiger Zeit war beim Versand der so beliebten Postkarten  hierzulande  Vorsicht angebracht. Die Schalterbeamten schreckten vor keiner Untat zurück, um ihr – zugegebenermaßen karges – Einkommen aufzubessern. Sie lösten die Briefmarken über Wasserdampf von den Postkarten ab und verkauften sie an den nächsten Kunden. Kleinvieh macht schließlich auch Mist! Also wird allgemein angeraten, die Postkarten nicht aus den Augen zu lassen, bis der Beamte sie abgestempelt hat. Aber so schlau sind die Burmesen schon lange! Für solche Kunden haben sie ein besonderes Stempelkissen mit Zaubertinte! Kaum war der Kunde gegangen, löste sich der Stempelabdruck in Wohlgefallen auf. Und da es ja schade wäre, die schöne Postkarte wegzuwerfen, hatten findige Burmesen einen Aufkleber entwickelt, den man auf die Rückseite der bereits beschriebenen Postkarten klebt. Die man dann wieder verkaufen kann. Sie kauften von den korrupten Schalterbeamten die Postkarten auf, kleben ihr Produkt hinten drauf und fertig ist die neue Postkarte. Wenn also die Postkarte verdächtig schwer oder dick war, lohnte es sich durchaus, sie einmal über Wasserdampf zu halten und sich die Urlaubsgrüße seiner Vorgänger anzuschauen. Gegen diese Machenschaften gibt es nur ein Rezept: auf Postkarten zu verzichten! Das erspart nicht nur dem Touristen viel Arbeit, sondern erfreut auch die potenziellen Adressaten, die sich nicht mehr die Urlaubsgrüße von Onkel Willi und Tante Helga antun müssen.  

   

Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, größere Sendungen zu schicken, z. B. Pakete. Bis vor einiger Zeit war das in Myanmar ausgesprochen preiswert. So preiswert, dass angeblich (!) die Angestellten der Botschaften von Drittweltländern wie Ägypten, aber auch Israel ihre schmutzige Wäsche zum Waschen nach Hause schickten! Um diesen Machenschaften einen Riegel vorzuschieben, wurde das gesamte Auslandspaketgeschäft an die Bundesposttochter DHL verkauft und seitdem lohnt es sich unter Umständen sogar, die Sendung selbst per Flieger zu überbringen!! Ich wollte mal einen ganz normalen Brief (unter 20 Gramm) von Yangon nach Calcutta schicken. Praktisch um die Ecke! Kostenpunkt: 58 Dollar! Pakete sind noch teurer! Einheimische Kunden, die die ganz normale Inlandspost benutzen, sind jedoch auch nicht vor Unbill geschützt:  Um die Jahreswende werden sie genötigt, Kalender zu kaufen – sonst keine Leistung! Zum Trost sind manchmal auch hübsche Mädchen auf den Kalendern abgebildet. Die Post ist beileibe nicht die einzige Behörde, die sich dadurch Extraeinnahmen verschafft. Auch andere (unter ihnen sogar der Geheimdienst!) verschaffen sich so ein kleines Zubrot: Der Kunde spielt wohl oder übel mit. 

Daher sind viele private Zustelldienste auf dem Markt tätig. Alle zeichnen sich durch phantasiereiche Namen (Royal Mail u. Ä.) aus. Sie sind relativ zuverlässig und auch preiswert. Kein Geschäftsmann – es sei denn er ist betrunken – würde seine Post der staatlichen Myanmar Sa Dai‘ anvertrauen. Auch Pakete gibt man besser nicht auf dem Postamt ab. Nicht zuletzt wegen der hohen Preise, s. o.! Stattdessen geht man ins Büro einer Busgesellschaft. Die Sendung geht dann mit dem nächsten Bus – Myanmar verfügt über ein gut ausgebautes Busnetz – an den Bestimmungsort, wo sie der Empfänger dann am Busbahnhof abholt. Funktioniert ausgezeichnet. Auch schwerere und sperrige Sendungen (wie z. B. Fahrräder) kann man so problemlos von A nach B bringen … 

Revolutionäre Briefmarke
Briefmarkenblock: Die Völker Burmas
Vorwärts! Und nicht vergessen!