Yangon

Downtown Rangoon in den 70er-Jahren (Kreuzung Sule Pagode/Anawrahta Rd.)

Die größte Stadt Myanmars wurde im 11. Jahrhundert A. D. von den Mon begründet und war bis 1755 unter dem Namen Dagon bekannt. Noch heute gibt es Stadtteile, in denen dieses Wort steckt: Myauk Dagon z. B., der Stadtteil, in dem ich lange gelebt habe. Sie war bis dahin nur eine kleine Siedlung, bekannt durch den Glanz des nahe gelegenen Stupas Shwedagon (goldenes Dagon). Nach der Eroberung durch die Burmesen unter König Alaunghpaya, gab der ihr den Namen Yangon (Ende des Kampfes). Im ersten anglo-burmesischen Krieg (1824-26) war die Stadt von den Briten besetzt. Nach dem zweiten (1852) wurde sie zusammen mit dem südlichen Teil des burmesischen Königreiches annektiert. Die Deutschen und andere Europäer nannten die Stadt Rangun. Manche tun es heute noch. 1989 gab die Militärregierung ihr den alten Namen Yangon wieder.

Während der britischen Zeit (1852-1947) wurde aus der Kleinstadt Yangon die Großstadt Rangoon, die kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieg ca. 300.000 Einwohner hatte. Burmesen waren dort eine kleine Minderheit, die größte Bevölkerungsgruppe waren Inder. Daneben gab es eine ansehnliche chinesische Gemeinde. Rangoon war eine multikulturelle Stadt, wovon heute noch zahlreiche Gebetsstätten Zeugnis ablegen: Es gibt eine Synagoge, eine armenische Kirche, einen Jain-Tempel usw. Das alles änderte sich mit dem Einmarsch der Japaner im Jahre 1942. Viele Inder und Europäer verließen das Land, die meisten kamen nicht zurück. Nach der Unabhängigkeit verstärkte sich der Exodus. Heute sind die einstmals dominierenden Inder eine kleine Minderheit in der Stadt, wenn auch ihre Moscheen und Tempel noch weitgehend das Bild der Altstadt bestimmen.       

Kali-Temple, Konzaydan Street
Fukienesischer Tempel in der Strand Road (Foto: Klaus Scholpp)
Secretariat Building

Inzwischen ist Yangon eine Metropole, die aus allen Nähten platzt. Dort leben heute fast 6 Millionen Einwohner. Die Stadt am Hlaing- (oder Yangon-) River dehnt sich nach Norden aus. In den 50er und 60er-Jahren wurden zahlreiche Satellitenstädte wie Okkalapa, Thaketa, North Dagon usw. gegründet. Auch diese sind inzwischen an die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen und so wächst die Stadt munter weiter. Es wird erwartet, dass es spätestens 2050 eine Megacity mit mehr als 10 Millionen Einwohnern sein wird. Der Zuwachs ist zum größten Teil der beträchtlichen Landflucht zuzuschreiben.  

Von 1852 bis 2005 war Yangon die Hauptstadt Myanmars. Dann beschloss die Militärregierung, den Sitz der Regierung zu verlegen und gründete Naypyidaw. Es liegt in etwa auf halbem Wege zwischen Yangon und Mandalay, , den wichtigsten

 Bevölkerungszentren. Die alte Metropole blieb jedoch das wirtschaftliche Zentrum und Myanmars Tor zur Welt. Alle Einflüsse, die das Land erreichen, machen sich zuerst dort bemerkbar. Hier leben die meisten Ausländer und all das führte dazu, dass die Stadt mancherorts sogar ein klein wenig Weltstadtflair aufweist.  

Während der Militärdiktatur (1962-2010) schloss sich Myanmar weitgehend von der Welt ab. Das hatte zur Folge, dass die Altstadt von Yangon kaum Veränderungen erfuhr. Heute kann sie für sich in Anspruch nehmen, die am besten erhaltene Downtown in ganz Südostasien zu sein. Wenn auch der ‚Fortschritt‘ dort mehr und mehr von der alten Bausubstanz verzehrt. Eine faszinierende Stadt, die viel, viel mehr als nur die Shwedagon-Pagode zu bieten hat …