Meine Frau und ich fanden erst im reifen Alter zueinander. Sie hatte schon zehn Jahre für mich gearbeitet, bevor es funkte. Dazu musste ich erst einmal schwer krank werden. Während dieser Zeit kümmerte sie sich rührend um mich. Und wie heißt es so schön? Aus dem Ei des Mitleids ist schon oft die Henne der Liebe gekrochen! So war es auch bei uns. Wir haben am 28. August 2015 standesamtlich auf dem Gericht im Stadtteil Insein (sprich wie Englisch insane = geisteskrank) geheiratet. Das ging wie folgt: Zuerst einmal musste ich bekunden, dass ich Buddhist bin. Denn in Myanmar muss neuerdings jeder, der eine/n Anhänger/in dieser Religion heiraten will, zur Lehre des Erleuchteten konvertieren. Der Grund dafür liegt darin, dass viele einheimische Frauen, die mit Moslems den Ehebund schlossen, genötigt wurden, zum Islam überzutreten. Verfassungsrechtlich garantierte Glaubensfreiheit hin oder her. Dem sollte so ein Riegel vorgeschoben werden. Dann dauerte es etwas, bis der Richter Zeit hatte. Während wir warteten, wurde eine Gruppe aneinander gefesselter Gefangener an uns vorbeigeführt und ich dachte bei mir: „Hochzeit in Insane und dazu eine Chain-Gang! Auf was lasse ich mich hier ein?“. Doch bevor ich meinen Entschluss überdenken konnte, gingen wir zum Richter, unterschrieben ein paar Dokumente und dann war es geschehen. Unsere Hochzeitsfeier fand erst zwei Monate später statt, denn im August ist noch Fastenzeit – und da sind sie verpönt.