Buddhismus 10 - der Fußabdruck der Buddhas
In zahlreichen Tempeln und Klöstern im ganzen Lande finden wir den Fußabdruck Buddhas (buddhapada, burmesisch: cheidawya). Diese Darstellungen stoßen bei unseren Gästen oftmals auf großes Interesse. Daher einleitend ein paar Worte zu diesen buddhapadas, die größtenteils Virginia di Croccos (Siam Society Bangkok) Buch: Footprints of the Buddhas of this era in Thailand entstammen.
Die ältesten bisher bekannten buddhapadas erscheinen im 2. Jahrhundert B. C. als Reliefs auf einem Stupa in Barhut (Indien). Sie sind noch sehr unscheinbar und enthalten nur wenige glücksverheißende Zeichen (darunter oft das Rad der Lehre und das Hakenkreuz). Die anderen kamen erst im Laufe der Zeit hinzu. Der Fußabdruck Buddhas war eines der Symbole, die ihn repräsentierten, bevor er im 2. Jahrhundert A. D. in menschlicher Gestalt dargestellt wurde. Daneben waren es Bodhibaum, Rad der Lehre, Thron und Stupa. Innerhalb von hundert Jahren nahmen die buddhapadas an Größe erheblich zu und erreichten später gigantische Ausmaße. Dies gilt zuerst im Bereich des Mahayana-Buddhismus, dann auch für den Theravada-Buddhismus.
Das beantwortet die oft gestellte Frage: Warum ist der buddhapada so groß? Solch riesige Füße hat doch kein Mensch! Das ist sicher richtig – der historische Buddha Gautama wird nirgends als Riese beschrieben. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch zunehmend glorifiziert und mit etlichen zusätzlichen Attributen versehen – eines davon die übermenschliche Größe. Wir können daraus schließen, dass der buddhapada in seiner spätereren Entwicklung nicht mehr für den physischen Fußabdruck des historischen Buddhas Gotama steht, sondern ihn in seiner zeitlosen kosmologischen Präsenz darstellt. Dies trifft übrigens nicht nur auf Gotama zu, sondern auch auf die anderen Buddhas unseres Weltzeitalters (bhaddakappa). In der Buddhavamsa werden für sie folgende Körpergrößen angegeben:
Kakusandha: 18,28 Meter (40 ratanas=Ellen)
Konagamana: 13.71 Meter (30)
Kassapa: 9.14 Meter (20)
Gautama: 7.31 Meter (16)
In Burma lassen sich grundsätzlich zwei Typen unterscheiden, das Prinzip ist jedoch dasselbe: 108 (siehe Kap. Astrologie) glücksverheißende Zeichen plus ein Lotus (oder dhammachakka) sind spiralförmig angeordnet. Die beiden Fußabdrücke im Ananda-Tempel Bagan und im Shwethalyaung-Buddha in Bago sollen uns als Beispiel dienen: Beim ‚Ananda-Typ‘ wird die gesamte Sohle mit Zeichen bedeckt, beim ‚Shwethalyaung-Typ‘ (Klassifikation vom Verfasser willkürlich gewählt) sind sie in Kreisform angeordnet. Wir unterscheiden weiterhin rechte und linke Fußabdrücke: Beim rechten Fußabdruck beginnt die Spirale unter dem großen Zeh und verläuft im Uhrzeigersinne. Beim Linken ist es umgekehrt. In den Zehen finden wir oftmals Spiralen, manchmal auch Hakenkreuze. Das erste Zeichen ist immer ein Speer (satthi) und das Letzte im Zentrum ist entweder ein Lotus oder das Rad der Lehre (dhammachakka). In den meisten Fällen befindet sich der buddhapada an der Decke des Tempels. Was bedeutet das? Ich denke, dass sich der Eintretende damit symbolisch unter des Erleuchteten stellt. Frage ist: welcher Buddha? Es gibt nämlich nicht nur Fußabdrücke von Gotama, sondern auch die von anderen Buddhas. So sind einige der bekanntesten buddhapadas in Bagan (z. B. im Lokananda, Ananda und Shwezigon) solche des Zukunftsbuddhas Metteya. Daneben finden sich auch oft buddhapadas der anderen Buddhas unseres Weltzeitalters. Manchmal sind die vier bisher in unseren Ära erschienenen Erleuchteten in einer Darstellung vereint.