Buddhismus 4 - Die Person Buddha

Wohl jedem Buddhisten ist klar, dass Sakkamuni ein anderer Name für den historischen Buddha ist. Viele unserer Gäste hingegen wissen das nicht! Daher ist es wichtig, die verschiedenen Namen Buddhas (hier in Pali!) zu erwähnen. Bitte diese schwierigen Dinge nicht noch durch die Verwendung burmesischer Begriffe verkomplizieren: Unsere Gäste haben vielleicht schon einmal etwas vom Himmel Tavatimsa gehört. Aber die burmesische Form Tawadeintha ist ihnen mit Sicherheit nicht bekannt.

Gotama ist der Name seiner Familie und Siddhattha sein Vorname. Er besagt, dass er ‘Derjenige (ist), der sein Ziel erreicht hat‘.

Bodhisatta (das bedeutet Erleuchtungswesen) wird der Buddha in den Inkarnationen vor seiner letzten Existenz als Gotama genannt (z. B. in den Jatakas

Buddha heißt schlicht Der Erleuchtete, abgeleitet von bodhi (Erleuchtung)

Sakkamuni bedeutet Weiser aus dem Geschlecht der Sakkas – das ist der Stamm, dem Gotama angehörte.

 

Sakkasingha ist ein anderer Name für ihn: Er bedeutet Löwe aus dem Geschlecht der Sakkas

Tathagata schließlich nannte sich der Buddha selbst, es steht für: ‚Der So-Gekommene oder So-Gegangene‘ (wie andere vor und nach ihm auch).

Im Deutschen wird oft vom Erleuchteten gesprochen, aber auch andere Namen sind gebräuchlich – wichtig ist, dass wir klar machen, dass es sich immer um dieselbe Person handelt: Gotama Buddha!

Wir sollten nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass Gotama nach burmesischer Ansicht der 28. in einer Reihe von Buddhas ist, die mit Dipankara begann. Wir dürfen uns besonders glücklich schätzen, weil in unserem Zeitalter fünf Buddhas erscheinen – Gotama war der Vierte. Die Herabkunft des ‚Zukunftsbuddhas‘ (Maitreya) aus dem Himmel Tushita wird in ca. zweitausend Jahren erwartet. Im Ananda-Tempel Bagan sind die Statuen der ersten vier Buddhas unseres Weltzeitzalters zu sehen: Kakusandha, Kassapa, Konagamana und Gautama. Im Mahayana-Buddhismus schließlich gibt es theoretisch Millionen von Buddhas.

Die Lebensgeschichte des Buddha

Wir verdanken unsere Kenntnisse über das Leben des historischen Buddhas in erster Linie der Chronik Lalitavistara, einem Sanskrit-Text aus dem 2. Jahrhundert A. D. Sein Geburtsdatum  ist umstritten. Westliche Quellen nennen häufig das Jahr 563 v. Chr., demnach wäre das Parinibbana (sein Tod) auf das Jahr 483 v. Chr. zu datieren. In der buddhistischen Welt wird ein früheres Geburtsdatum angenommen. Nach allgemeiner Ansicht wurde Gotama als Sohn des Fürsten Shuddodana in der Stadt Kapilavastu, der Hauptstadt des Sakka-Reiches (im Süden Nepals gelegen), geboren. Obige Karte zeigt die Machtverhältnisse in der Gangesebene an der Wende vom 6. zum 5. vorchristlichen Jahrhundert (B. C.). Wir können daraus ersehen, dass der Herrscher des Shakya/Sakka-Reiches ein Vasall des mächtigen Königs von Koshala war. Sein Sohn wurde als Sechzehnjähriger mit Yasodara, seiner gleichaltrigen Cousine, verheiratet. Kurz nach dem späten Glück der Geburt des Sohnes Rahula ging er im Alter von 29 Jahren in die ‚Hauslosigkeit‘, um einen Ausweg aus seiner für ihn frustrierenden Existenz zu finden. Er suchte verschiedene Lehrer (Yogis, Meditierende) auf, aber keiner konnte ihm befriedigende Antworten auf seine Fragen geben. Am Ende seiner Suche praktizierte er die Askese, aber auch die erwies sich als Irrweg. Er fand schließlich (nach burmesischer Ansicht im Alter von 35 Jahren) heraus, dass das Leiden nicht zur Erlösung verhilft (Bezug auf das Christentum). Seine ‚Erleuchtung‘ bestand – so dürfen wir annehmen – in der Erkenntnis, dass nur die Abwendung von weltlichen Bestrebungen der Weg dorthin ist. Er starb im Alter von 80 Jahren an einer Lebensmittelvergiftung in Kusinara.

Im Laufe der Geschichte ist das Leben Buddhas mit zahlreichen Legenden ausgeschmückt worden. Aber: Mit Legenden muss man vorsichtig sein! Sehr vorsichtig! Nach meinen Erfahrungen hören alle Gäste gern Legenden. Sie werden aber von den Kunden oft mit den in Europa gern gehörten Märchen auf eine Stufe gestellt! Man sollte sich davor hüten, Legenden und Fakten durcheinander zu bringen, weil die Gefahr besteht, dass dadurch die Religion auf die Ebene eines Märchens herabgezogen wird. Kein Europäer wird glauben, dass Buddha fliegen konnte! Er war schließlich ein Mensch, wenn auch ein ganz besonderer! Genauso wenig wie er glaubt, dass Jesus über das Wasser laufen konnte oder mit einem Brot Hunderte von Menschen speisen konnte! Wir sollten uns daher auf Fakten beschränken und wenn wir Legenden erzählen, dann sollten wir darauf hinweisen, dass es solche sind!

Mir ist klar, dass für viele burmesische Buddhisten diese Legenden genauso ein Fakt sind wie die Schlacht von Danubyu. Aber während kein Ausländer bezweifelt, dass die Schlacht stattgefunden hat, sind sich viele auch sicher, dass der Buddha sich nicht verdoppeln konnte! Ich beschränke mich bei der Lebensgeschichte Buddhas daher im Wesentlichen auf die wichtigsten Ereignisse: Geburt, Heirat, die vier Begegnungen, Auszug aus dem Palast, Askese, Erleuchtung, erste Predigt, Tod. Die damit verbundenen Legenden (so z. B. die Unbefleckte Empfängnis

 durch den Traum vom weißen Elefanten oder die Essensmenge während der Askese: ein halbes Reiskorn pro Tag) sollten immer klar gekennzeichnet werden! Ein weiteres Beispiel: der Stamm der Sakka, dem Gotama entstammte, umfasste nach heutigen Erkenntnissen ca. 5.000 Menschen. Der Vater war also nach unserem heutigen Verständnis eher ein Häuptling (er war dem König von Kosala tributpflichtig) als der große Herrscher, zu dem ihn die Legende machte. Auch die angeblichen Besuche Buddhas in Myanmar (Sagaing, Mandalay, Vesali usw.) gehören eindeutig ins Reich der Legende. 

In der 1829 erstellten Glaspalastchronik, einer Chronologie der Könige von Burma, wird ein Verwandter des historischen Buddhas Gautama namens Abhiyaza erwähnt. Auf ihn beriefen sich die Herrscher des Landes als ihren legendären Ahnherrn. Er war angeblich als Einziger dem Massaker am Shakya-Clan (dem Gautama angehörte) entkommen und in das Gebiet des heutigen Nordburma geflüchtet. Im Tal des Ayeyarwady begründete er das Königreich von Tagaung, angeblich die Keimzelle aller burmesischen Reiche. Allerdings ist diese Geschichte mit Vorsicht zu genießen, denn vorher führten die Herrscher des Landes ihren Ursprung auf Pyusawhti einen Abkömmling des Sonnengeistes und einer Drachenprinzessin zurück. Vermutlich ist die Legende des Abhiyaza ein Versuch, die buddhistischen Wurzeln der burmesischen Königreiche zu betonen.