Myanmars Presse

Die New Light of Myanmar: gibt's noch heute - sogar in bunt!

Die Medienlandschaft Myanmars beschränkt sich nicht auf das Fernsehen: Es gibt auch Zeitungen und Radio. Leider haben die staatlichen Medien vor einiger Zeit private Konkurrenz (Presse, Radio- und Fernsehsender) bekommen. Dadurch haben sich moderne Elemente in die bis dahin vorbildliche Informationslandschaft eingeschlichen. Eine ähnliche Katastrophe wie die Einführung des Privatfernsehens in westlichen Ländern, das ja angeblich der besseren Information dienen sollte. In Wirklichkeit hingegen wurde das Niveau in nie geahnte Tiefen hinabgedrückt.  

Unerreichtes Vorbild bleibt die New Light of Myanmar. Viele haben sich über deren Artikel und den langweiligen Stil aufgeregt. Diese Leute haben gar nicht verstanden, dass es sich in Wirklichkeit um ein – Satiremagazin! – handelte. Das sich einen Spaß daraus macht, die westliche ‚freie’ Presse aufs Korn zu nehmen. Beispiele? Gern! Schauen wir doch mal in eine unserer –  ach so vorbildlichen – Zeitungen hinein: Busunglück in Costa Rica, 50 Tote. Überschwemmungen in Südchina, Hunderttausende mussten evakuiert werden. Geheimnisvolles Fischsterben in Rio de Janeiro! Mal ehrlich: Wen interessiert das in Deutschland? Oder gar in Myanmar? Kein Schwein! Aber irgendwie muss die Zeitung ja voll werden. Ganz abgesehen von den diversen Katastrophen, die unser Leben ja in einem vor vierzig Jahren gar nicht vorstellbaren Maß prägen: Rinderwahn, Waldsterben, SARS, H5N1, Schweinepest, Covid 19, Ölpest (Schauplätze beliebig austauschbar …). Und natürlich der Dauerbrenner Klimakatastrophe. In Sachsen-Anhalt sind vierzig Keller voll gelaufen – sofort den Notstand ausrufen! Am besten bundesweit. Und Kanzler Schröder steht in Gummistiefeln auf dem Elbdeich und kämpft höchstpersönlich gegen die Fluten – wenn er nicht gerade ’ne Flasche Bier trinkt. Und wie löst man solche Probleme in Myanmar? Sehr gelassen! Jedes Jahr in der Regenzeit können z. B. die Nebenflüsse des mächtigen Ayeyarwady im Raum Mandalay (und vermutlich auch anderenorts) nicht abfließen, weil jener Hochwasser führt und sich deren Wasser zurückstaut. Dabei werden weite Landstriche überflutet. Ein ganz natürliches Phänomen, das keinesfalls als Katastrophe bewertet wird. Wenn dann selbst die auf Pfählen gebauten Häuser unter Wasser stehen, ziehen deren Bewohner an einen höher gelegenen Platz (z. B. gern an den Highway, der seinen Namen ja nicht umsonst trägt …) und warten, bis sich die Wassermassen wieder zurückziehen. Dass als Nebeneffekt auch die Felder noch mit Schlamm gedüngt werden, ist sehr willkommen. 

Jene oben genannten Katastrophen in aller Welt werden wie folgt aufs Korn genommen: Die Myanmar News Agency pickt sich einfach blind (?) ein Land heraus und so erfahren die interessierten Leser nicht nur, dass in Ulan Bator, der Hauptstadt der Mongolei, soeben eine Gartenbauausstellung vom stellvertretenden Landwirtschaftsminister eröffnet wurde. Sondern auch, dass in einer entlegenen Provinz ein Impfprogramm zur endgültigen Ausrottung der Hundestaupe hat. Und natürlich, dass der Volkskongress ein neues Familiengesetz einstimmig annahm. Alles, was man wissen muss, halt … Am nächsten Tag dann zur Abwechslung ähnliche Nachrichten aus Honduras – man will ja auch mal erfahren, was dort so passiert. Ein Beispiel? Gern! Am 8. März 1998 war z. B. Uganda ein wichtiges Thema, übernommen wurden die Meldungen von ‚The New Vision‚, was immer das ist. Seite 3: ‚Cholera kills 560 Ugandans‘: seit November 1988 gab es über 6260 Fälle mit 249 Toten allein in der Zentralregion, 5430 Fälle in der Ostregion mit 250 Toten, 400 Fälle (67 Tote) in der Westregion und 4 Fälle (glücklicherweise ohne Tote!) in der Nordregion.  Als guten Buddhisten sind den Redakteuren der New Light natürlich auch die Tiere nicht egal, denn direkt darunter findet sich folgende Meldung: ‚Swine fever kills 100 pigs in W. Uganda‘. Im Hoima-Distrikt im Westen Ugandas fielen mindestens 100 Schweine dem ‚Swine Fever‘ zum Opfer: Wie Charles Byakora (local councillor and poverty alleviation official in the district)  mitteilte, hatten ihn lokale Farmer seit Oktober ’88 (bad news travel fast…) darüber informiert, dass die infizierten Tiere Gewicht verlören und keinen Appetit hätten.

Working Peope's Daily - mein Leib- und Magenblatt in der 70/80er-Jahren

Aber Herr Frank Rwakabwohe, seines Zeichens ‚head of planning, development and rehabilitation programme (PDRP)‘ hatte schon die Lösung parat: Er riet den Farmern, die Umwelt sauber zu halten! Doch das war nicht das Einzige, was es an jenem 8. März 1998 über Uganda zu berichten gab: auf S. 4 findet sich die Meldung: ‚Uganda monitors border with Kenya over disease control‘. Einige Ugander, die die Region Turkanaland im benachbarten Kenia besucht hatten, starben innerhalb von 24 Stunden nach Ausbruch einer geheimnisvollen Krankheit, wie Sam Obura, ein Parlamentarier aus Matheniko, einer an Kenia angrenzenden Region Ugandas, nordöstlicher Distrikt von Moroto berichtete. (Quelle wieder ‚New Vision‚). Die Verbindungen zwischen Uganda und Myanmar waren halt schon immer eng: Schließlich war ‚Galon‘ U Saw, der Mörder Aung Sans, während des Zweiten Weltkrieges dort interniert … 

 

Doch keine New Light jener Zeit wäre komplett ohne die politischen Parolen

‚Peoples’ Desire‘

Oppose those relying on external elements, acting as stooges, holding negative views

Oppose those trying to jeopardize stability of the State and progress of the nation

Oppose foreign nations interfering in internal affairs of the State

Crush all internal and external destructive elements as the common enemy

Richtig so! Und natürlich die ‚Four political objectives‘, ‚Four economic objectives‘ und die ‚Four social objectives‘ auf Seite 1.

 

Die Myanmar Times

Die im Jahr 2000 begründete  ‚Myanmar Times‘ von Ross Dunkley (von Neidern gern als ‚farbige Ausgabe der New Light‘, s. u. geschmäht) war nach meiner Erinnerung die erste nichtstaatliche Zeitung in Myanmar. Mittlerweile sind etliche hinzugekommen. Am populärsten sind Sportmagazine und solche, die Nachrichten über Popstars und ähnlich wichtige Persönlichkeiten veröffentlichen. Der glatzköpfige Australier Dunkley war/ist ein recht schräger Vogel, der mehrfach in Konflikte mit der burmesischen Justiz verwickelt war. Längere Zeit teilten wir uns die Gunst einer sehr netten Prostituierten. Offenbar hat er das Mädchen 2011 im Drogenrausch angegriffen (‚assaulting a woman‘) und saß deswegen einen Monat im Gefängnis. Drogen war er nach Augenzeugenberichten nie abgeneigt. Ich kannte ihn nicht besonders gut, aber er erinnerte mich in seiner Art immer ein wenig an den Chef von Spiderman Peter Parker. Sein Vorbild war offenbar Rupert Murdoch. Ich entsinne mich daran, dass er mich in einem Gespräch aufgrund meiner Beschäftigung mit dem Marionettentheater als ‚kinky‘ (schrullenhaft) bezeichnete. Seinen Anteil an der Zeitung hatte er schon 2014 (nolens volens) verkauft. Danach hörte man lange nichts mehr von ihm und ich dachte, er hätte das Land längst verlassen. 2018 wurde ich eines Besseren belehrt: Er war im Jahr davor zurückgekehrt, wohl um wieder ein Medienprojekt zu starten. Am 6. Juni 2018 wurde er wegen Besitzes einer beträchtlichen Menge an Rauschmitteln (Amphetamine und Kokain) verhaftet und ins Gefängnis gesteckt. Im Falle einer Verurteilung kann er sich auf zehn Jahre gefasst machen. Ich glaube, der lernt’s nie! Eigentlich ein ganz fähiger Kopf, aber irgendwo hat er ’ne Schraube locker … Wie viele andere Ausländer, die sich geschäftlich in Myanmar betätigen und mit hochrangigen Burmesen verbandelt sind, schien er sich für unangreifbar zu halten. Das dem nicht so ist, musste nicht nur Mr. Dunkley erkennen.