Radio und Fernsehen
Viele fanden ja das burmesische Fernsehen bis zur Liberalisierung ab 2010 langweilig: Dauernd weihten irgendwelche Generäle mit Cowboyhüten Brücken, Staudämme und Straßen ein. Also, mir gefiel das – es hatte so etwas Positives! Als 1981 das Fernsehen in Myanmar eingeführt wurde, erinnerte mich die Programmgestaltung an die 50er-Jahre in Deutschland: Beginn um 16 Uhr und um halb elf war Schluss. Das waren noch Zeiten, alles so überschaubar! Echt klasse! Und die Werbung war so unschuldig: ‚Kauft XYZ, denn auch der Filmstar ABC benutzt es‘ – wenn man ihm denn glauben darf. Wie im Deutschland der 60er-Jahre, als Senta Berger sich noch mit LUX-Seife wusch, wie alle anderen Frauen. Immerhin hat das burmesische Fernsehen bis heute die Würde der Ansager bewahrt: Die sitzen stocksteif da und lesen mit unbewegter Miene irgendwelche meist völlig uninteressante Nachrichten vor. Nach Ende der Ansage wird ausgeblendet und fertig. In den westlichen Ländern müssen die armen Hunde noch bis zu einer Minute im Off dasitzen, angeregte Unterhaltung mimen, ihre Papiere zusammenraffen und so tun, als ob sie gar nicht wissen, dass die Kamera noch läuft: Friede, Freude, Eierkuchen!
Kurz zur Geschichte von Radio und Fernsehen in diesem Lande. Myanmar Radio and Television (MRTV) ist der staatliche Sender. Er wurde 1946 als Radiosender Voice of Burma begründet. Nach der Unabhängigkeit (1948) wurde er in Voice of Myanmar umbenannt. Die 1988 an die Macht gelangte Militärjunta änderte den Namen in Myanmar Radio und 1997 wurde MRTV daraus. Die ersten Fernsehsendungen begannen 1981.
Seit dem Jahre 1995 bereichert der dem Militär gehörende Sender Myawady die Fernsehlandschaft hierzulande. Mizzima wurde 1998 als Exilzeitung burmesischer Regimegegner begründet und betreibt heute u. a. einen beliebten Fernsehsender, dessen Programm von MRTV ausgestrahlt wird. Seit der Demokratisierung hat sich Myanmar stark verbessert, was die Pressefreiheit angeht. 2013 sprang es von den hintersten Rängen der Liste von Reporter ohne Grenzen auf Platz 139. Und liegt damit vor Indien und Thailand! Die Zensur wurde abgeschafft – zumindest offiziell. Trotzdem sollte man sich als Journalist gut überlegen, was man schreibt. Es ist jedoch unbestreitbar, dass es in dieser Hinsicht große Fortschritte gibt.
Ganz kritisch wird es, wenn man sich in Sachen Religion vergreift. Wie der ausländische Inhaber einer Bar in Yangon, der den Buddha mit Kopfhörern (s. u.) darstellte, erfahren musste. Er wanderte ins Gefängnis. Nicht anders ging es einem jungen Holländer, der in einem Kloster in Mandalay das Lautsprecherkabel durchschnitt, weil ihm der Krach auf die Nerven ging. Das würden wahrscheinlich viele gern machen, die in der Nähe eines solchen wohnen und acht Tage lang mit Rezitationen zugedröhnt werden. Aber das ist ein absolutes No Go!
Doch MRTV hin, Myawady her: Der beliebteste Fernsehsender ist vermutlich Channel 7! Dort laufen die beliebten koreanischen Soap Operas und Myanmar Idol – die burmesische Version von Deutschland sucht den Superstar. Für mich ist es erstaunlich, dass sich die Burmesen gern Soaps aus allen möglichen asiatischen Ländern anschauen. Die landeseigenen Serien sind wohl nicht interessant genug. Mein absoluter Favorit ist der Buddha-Channel: Dort kann man 24/7 Mönchen beim Gebet zuschauen. Daneben gibt es noch zahlreiche Privatradios wie Shwe FM, Cherry FM und Mandalay FM – um nur ein paar zu nennen – die rund um die Uhr Musik senden und sich durch Werbung finanzieren.
Auch etliche pay channels wie Skynet haben sich hierzulande etabliert. Da kann man nicht weniger als 120 verschiedene Programme aus aller Herren Länder anschauen. Wir haben jetzt das Abonnement beendet – zu viel X-Men, Spiderman & Co.! Die zudem pausenlos wiederholt werden. Allerdings werde ich die Bundesliga-Direktübertragungen vermissen. Aber wir haben ja neuerdings NETFLIX!