Biographie Richard Minus
Mein Name ist Richard MINUS (eigtl. Minossian, Name von den Briten ‚vereinfacht‘) und ich wurde 1954 in Syriam/Thanlyin als einziges Kind meiner Eltern geboren. Mein Vater war Armenier, meine Mutter eine Anglo-Burmesin. Ich bin mit einer buddhistischen Burmesin verheiratet und wir haben zwei Töchter. Beide sind verheiratet und ich habe inzwischen drei Enkelkinder. Ich betreibe in Yangon eine Reparaturwerkstatt für Autos. Ich bin armenischer Christ und habe die burmesische Staatsbürgerschaft.
Armenien ist ein kleines Land im Kaukasus mit etwa drei Millionen Einwohnern. Mindestens genau so viele Armenier leben im Ausland (Diaspora). Sie sind bekannt für ihre Intelligenz (viele exzellente Schachspieler, darunter Weltmeister!) und ihren Geschäftssinn. Die Armenier sind orthodoxe Christen. Ihr Land war das erste, in dem das Christentum Staatsreligion wurde (ca. 3. Jahrhundert). Sie wurden seit vielen Jahrhunderten von ihren moslemischen Nachbarn drangsaliert und bedroht. Im 11. Jahrhundert zerbrach der letzte armenische Staat und das Land fiel unter die Herrschaft der Türken, Perser und später auch der Russen. Besonders berüchtigt ist der Völkermord der Türken an den Armeniern im Ersten Weltkrieg. Damals kamen vermutlich mehr als eine Million von ihnen um. Als Folge wanderten viele Menschen aus. Als unabhängiges Land existiert Armenien erst wieder seit 1991 (Zusammenbruch der Sowjetunion). Lange Zeit war die im heutigen Aserbaidschan (Autonomes Gebiet Nachitschewan) gelegene Stadt Julfa (Culfa) ein Zentrum der Armenier. Sie spielt bis heute eine wichtige Rolle für die Erinnerungskultur des Volkes (großer Friedhof). Sie wurde Anfang des 17. Jahrhunderts von den Persern niedergebrannt und die Einwohner in der Nähe von Isfahan (Iran) angesiedelt, wo die Stadt New Julfa entstand. Unsere Familie stammt von dort.
Die ersten Armenier kamen zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Händler nach Burma. Der erste Grabstein datiert von 1725. Mein Urgroßvater war Makertich Minus (siehe Foto), der am letzten burmesischen Königshof eine wichtige Stelle als Berater des Königs hatte. Er war der Gouverneur von Melun (Arakan) und mit einer Armenierin verheiratet. Leider haben wir keinerlei Unterlagen über seine Vorfahren. Mein Großvater war ein Kaufmann, dessen Geschäft nach dem Militärputsch von 1962 ’nationalisiert‘ wurde. Sein ältester Sohn war mein Vater Eric. Der war Ingenieur und arbeitete in der Raffinerie in Syriam, wo er auch ein Haus hatte. Das Anwesen unseres Großvaters lag an der University Avenue in Rangoon, direkt neben dem von Aung Sans Witwe, Daw Khin Kyi. Die war früher von Beruf Krankenschwester, genau wie meine Mutter. Sie kannte ihre Nachbarin Aung San Suu Kyi sehr gut. 1986 starb der Großvater. Seine Söhne verkauften das Haus und teilten sich das Geld.
Zehn Mitglieder unserer engeren Familie wohnen noch in Myanmar, viele sind ausgewandert. Meine Onkel sind ebenfalls mit Burmesinnen verheiratet, wir halten gut Kontakt miteinander, ebenso mit unseren ausgewanderten Familienmitgliedern, die überwiegend in Australien, Kanada, den USA und Großbritannien leben. Die meisten wanderten während des 2. Weltkrieges aus. Viele Armenier haben heute burmesische Namen angenommen. Meine Tochter Rachel ist mit einem Burmesen verheiratet und versucht – mit Einwilligung ihres Mannes – ihren Kindern christliche Werte nahezubringen.
John Felix (BBC) hat über unsere Gemeinde berichtet (https://www.bbc.com/news/magazine-28867884). Wir schätzen, dass es noch ca. eintausend Armenier bzw. deren Abkömmlinge im Lande gibt.
Die Kirche: Das Gebäude wurde 1862 errichtet und ist damit die älteste bestehende christliche Kirche des Landes. Sie ersetzte einen Bau aus dem Jahre 1766, der nahe dem Fluss stand und vermutlich einem Feuer zum Opfer fiel. Sie wurde wie die meisten religiösen Gebäude der Stadt auf Freehold Land errichtet.
Alle 14 Tage findet dort ein Gottesdienst statt, zu dem ein Priester aus Calcutta anreist. Die Tochter Rachel spricht kein Armenisch, kann aber in der Sprache Kirchenlieder singen. Zum Gottesdienst kommen Armenier (z. T. aus dem Ausland) und Einheimische, dazu Indisch-Orthodoxe, manchmal auch Serben. Zur Neueinsegnung der Kirche besuchte Patriarch Kerekin II Yangon. Weihnachten (am 6. Januar) und zu Ostern (korrespondierend mit dem katholischen Fest) ist das Gotteshaus voll. Herr Minus und seine Tochter lesen jeden Tag die Bibel. Wenn immer er aus seinem Wohnort Thanlyin nach Yangon kommt, besucht er die Kirche. Nach dem Tode von Mr. Martin, dem letzten ‚reinen‘ Armenier in Myanmar, ist er jetzt deren Trustee. Peter Marcar ist sein Freund. Dessen Familie verließ Myanmar vor dem 2. Weltkrieg. 2003 kam er zurück nach Burma und macht hier wieder Business.
Einige Armenier haben es zu großem Ansehen gebracht. Die Sarkies-Brüder begründeten das Strand Hotel in Yangon und das E&O in Penang. Außerdem das Raffles in Singapore. Der armenische Kaufmann Balthazar stiftete Ende des 19. Jahrhunderts eine Bronzestatue der Königin Viktoria, um seine Loyalität zur britischen Krone zu beweisen. Die Armenier galten den Briten wegen ihrer Verbindungen zum alten Königshaus als unsichere Kantonisten. Balthazar gehörte auch das nach ihm benannte Gebäude in der Bank Street und das Gebäude der ehemaligen US-Botschaft an der Merchant Street. Die Statue wurde vermutlich 1942 von den Japanern eingeschmolzen, die an dieser Stelle einen Shinto-Schrein f. gefallene Soldaten errichteten. Heute steht dort das Independence Monument.