Die Safran-Revolution

ist ein besonders schönes Beispiel für manipulierte Nachrichten aus Myanmar. Im Westen wurde sie als weiterer Beleg für die Unmenschlichkeit der Regierung dargestellt, die nicht einmal davor zurückschreckt, heilige Männer zu erschießen. Die Wahrheit kann man Hansbernd ZOELLNERS Buch Weder Safran noch Revolution entnehmen. Ich will ihm hier nicht vorgreifen, aber Tatsache ist, dass die meisten Mönche, die damals auf die Straße gingen, ganz normale Leute waren. Viele buddhistische Burmesen begeben sich in der Rainy Season (Juni bis September) für kurze Zeit ins Kloster, um ihr Karma zu verbessern. Daher wohl auch ihre etwas ungewöhnlichen Maßnahmen: Geiselnahme und das Anzünden von Fahrzeugen gehören eigentlich nicht zum traditionellen Betätigungsfeld der Mönche. Jene Männer nutzten den Schutz der Robe, um mal ihrem Unmut über die Benzinpreiserhöhungen richtig Luft zu machen. Viele Äbte (sayadaw, Klostervorsteher) waren nicht gerade begeistert über die ungewöhnlichen Aktivitäten der Neulinge. Ein Freund aus Pyin Oo Lwin erzählte mir, dass er damals Mönch war und ebenfalls an einer Demonstration teilnahm. Trotz ausdrücklichen Verbots des Abtes. Daraufhin warf der ihn aus dem Kloster. Kein Einzelfall! Man macht es sich m. E. zu einfach, wenn man solche Äbte als Freunde des Regimes abqualifiziert. Ein buddhistischer Ordensbruder soll sich auf das klösterliche Leben beschränken. 

Natürlich hat es immer politisch aktive Mönche gegeben. U Wisara und U Ottama spielten im Befreiungskampf des Landes eine wichtige Rolle. Und es gibt sie heute noch. Es kam während der Militärdiktatur durchaus zu politischen Bekundungen des Klerus, die von vielen Klöstern mitgetragen wurde. Ich entsinne mich an einen Boykott (dhabei‘ hmau‘ = Umdrehen der Almosenschale) Ende der 90er Jahre. Die Mönche weigerten sich, Almosen von Mitgliedern des Militärs anzunehmen. Und nahmen ihnen dadurch die Gelegenheit, karmisches Verdienst zu erwerben. 

Doch zurück zur ‚Safran-Revolution‘: Parallel zur Erhöhung der Benzinpreise wurde der Preis für CNG (komprimiertes Erdgas) kräftig angehoben. Dazu ist zu sagen, dass Myanmar nicht genügend Erdöl produziert, um den Inlandsbedarf zu decken. Die Zeiten, als die britische Ölgesellschaft BP noch Burmah Oil hieß, weil das Land ein wichtiger Erdölexporteur war, liegen lange zurück. 

Stattdessen aber verfügt es über große Erdgasreserven, die auch den Löwenanteil seiner Deviseneinnahmen ausmachen. Nun hatte die Regierung die Idee, so viele Fahrzeuge wie möglich auf Gasbetrieb umzurüsten, um die hohen Kosten für den Import von Benzin zu reduzieren. So weit, so gut – aber die Umrüstung eines Motors von Benzin- auf Erdgasbetrieb kostet etwa eintausend Dollar. Und die investiert kein Burmese, wenn er nicht sehr kräftige Anreize erhält. Also wurde das Gas zu einem schon fast lächerlich niedrigen Preis angeboten, um erst einmal eine kritische Menge zu schaffen, die den Aufbau eines Gastankstellennetzes lohnte. Als diese erreicht war, wurden die Preise angehoben. Denn es ist ja nicht einzusehen, warum man das Gas auf dem Inlandsmarkt verschleudern soll, wenn man es für erheblich mehr Geld ins Ausland exportieren kann.