Teashop!
Der Teashop gilt gemeinhin als Inbegriff burmesischer Geselligkeit. In Myanmar an jeder Ecke zu finden. Hier gibt es ziemlich schlechten Tee und immer die neuesten Gerüchte. Eigentlich gehe ich nur in Teashops, wenn ich es nicht vermeiden kann, z. B. wenn ich in einem fremden Ort mal frühstücken muss. Daher habe ich auch keinen ‚Lieblingsteashop‘. Ganz im Gegensatz zu Frau Larkin, die glaubt, dort Volkes Stimme zu vernehmen. Der schönste Teashop, den ich kannte, war an der 29. Straße (Middle Block, wenn ich mich recht entsinne). Ich habe ihn ‚Teashop zur Müllkippe’getauft. Dieses Juwel burmesischer Lebensart ist mittlerweile leider dem Modernisierungswahn zum Opfer gefallen. In einer Baulücke (vermutlich Kriegsschaden) hatten die Bewohner der Nachbarschaft seit etlicher Zeit ihren Hausmüll abgeladen, sodass eine anmutige, hügelige Müll-Landschaft entstanden war.
Ein halbherzig begonnenes Neubauvorhaben auf dem Trümmergrundstück war offenbar in der ersten Bauphase zum Stillstand gekommen. Ein cleverer Unternehmer entdeckte eines Tages diesen Platz und befand, dass er sich hervorragend zum Betreiben eines Teashops eignete – in dieser belebten Gegend würde das Geschäft mit Sicherheit florieren! Er besorgte sich ein paar Tischchen und die dazu gehörigen Kinderhocker und platzierte sie auf den Müllbergen. Im Hintergrund richtete er seine Teeküche ein und siehe da: Das Geschäft brummte nur so! Kein Kunde nahm Anstoß daran, dass er auf stinkenden Müllhalden seinen Tee und die dazu gehörigen kleinen Snacks zu sich nehmen musste. Burmesen sind – wie viele andere Asiaten auch – hinsichtlich Lärm- und Geruchsbelästigung weitgehend immun! Das einzige Problem für diesen Teashop bestand darin, dass
die Bewohner des angrenzenden Hauses nach wie vor ihren Müll aus dem Fenster auf den gewohnten Platz warfen. Und wenn man beim Tee trinken von einer im hohen Bogen aus dem dritten Stock geworfenen Mülltüte getroffen wird, ist das nicht gerade angenehm. Nun hätte man natürlich die Tischchen in einem gewissen Sicherheitsabstand vom Nachbarhaus aufstellen können, aber das wäre ja schade um den verschenkten Platz gewesen! Der findige Betreiber des Teashops wusste sich zu helfen: Er ermittelte den Fallwinkel der Mülltüten und konstruierte eine Art Schutzwand aus alten Reissäcken, die er hinter den gefährdeten Tischchen aufstellte. Selbst wenn also Unrat in gefährlichem Winkel herab gesaust kam, wurde er von der Plane abgefangen und nach unten abgelenkt. Genial!