Biographie Sammy Samuels
Mein Name ist Sammy SAMUELS und ich wurde 1980 in Yangon geboren. Meine Eltern sind sephardische Juden, die Vorfahren meines Vaters Moses kamen aus Bagdad, die meiner Mutter aus dem Iran. Ich habe zwei Schwestern und bin mit einer Jüdin iranischer Abstammung verheiratet. Wir haben einen einjährigen Sohn. Ich bin konservativer sephardischer Jude und betreibe die Reiseagentur Myanmar Shalom in Yangon. Ich habe seit meiner Geburt die burmesische Staatsbürgerschaft.
In unserer Familie wurde daheim Jiddisch gesprochen. 1890 eröffneten mein Urgroßvater eine Handelsfirma (Reis und Teakholz). Wir kleideten uns wie die Briten. 1950 wurde die Handelsfirma geschlossen und wir spezialisierten uns auf die kurzfristige Vermietung von Möbeln, Teppichen, Geschirr, Besteck usw. – ein gutes Geschäft! Unser bester Kunde war die Regierung, die solche Dinge nicht in ausreichendem Maße besaß. Wenn diese für offizielle Anlässe usw. benötigt wurden, waren wir die erste Adresse. Nachdem die Regierung nach Naypyidaw umzog (2005), ging das Geschäft zurück. 2010 schlossen wir diesen Geschäftszweig und konzentrieren uns seitdem auf das 2006 begründete Reisebüro. Wir haben sehr viele jüdische Kunden. In Myanmar wohnen noch neun Mitglieder unserer Familie, hinzukommen die Angehörigen der Sippe Albert. Die früher hier lebenden Juden haben sich in die ganze Welt zerstreut, die meisten sind nach Israel, Australien, in die USA und nach Großbritannien emigriert. Von den fünf Kindern unseres Großvaters haben vier mit ihren Familien das Land verlassen. Wir sind die Einzigen, die hiergeblieben sind. Es bestehen gute Kontakte zu den ausgewanderten Verwandten. Ich selbst bin viel in der Welt herumgekommen und habe in den USA studiert.
Das Judentum in Myanmar: Wie die meisten Juden in Myanmar stammen wir aus dem heutigen Irak, damals Teil des Osmanischen Reiches. 1890 kam mein Urgroßvater Jacob Samuels mit seiner Familie hierher. Andere Juden aus Bagdad folgten oder waren vorausgegangen: Die Sassoons, Khadooris und Sofaers, um nur ein paar zu nennen. Sie waren Geschäftsleute und wollten die sich in der neuen Kolonie Burma bietenden Chancen nutzen. Mehr über die Juden in Rangoon findet sich in dem Buch ‚Almost Englishmen‘ von Ruth Fredman Cernea. Sehr interessant!
Vor dem 2. Weltkrieg lebten ca. 3.000 Juden in Burma. Auch in Mandalay und Maymyo waren wir vertreten. In unserer Synagoge hatten wir 126 Thora-Rollen. Vermutlich ein Weltrekord für die jüdische Diaspora. Die Thora-Rolle unserer Familie nahm ein Verwandter 1945 mit nach Australien. Später gelangte sie nach Israel. Die heute noch in der Synagoge befindlichen Thora-Rollen wurden 1915 gestiftet. Das Gotteshaus diente lange als Standesamt, hier wurden Geburten und Todesfälle in der jüdischen Gemeinde registriert. Daher kommen oft Juden aus dem Ausland, die entsprechende Urkunden benötigen. Während der japanischen Besetzung wurden die Mitglieder der Gemeinde zuerst als britische Kollaborateure betrachtet. Einige Familien blieben in Rangoon, um die Synagoge zu schützen. Die Mehrheit verließ das Land. Viele davon begaben sich auf den berüchtigten Death March nach Indien, der Tausende das Leben kostete. Nach der Unabhängigkeit kehrten viele Juden nach Burma zurück. Die meisten von ihnen verließen das Land nach dem Militärputsch 1962.
Die Synagoge steht auf Freehold Land wie fast alle Gotteshäuser in Yangon. Sehr stabiler Status! Einige Läden im Compound tragen zum Unterhalt der Synagoge bei. 1854 wurde ein hölzernes Gebetshaus errichtet, 1894 das jetzt noch bestehende Gebäude. Bedingt durch die Abnahme der Gemeinde und das zunehmende Alter vieler Gläubiger mussten Anpassungen vorgenommen werden. So wurde es den Frauen erlaubt, im unteren Gebetssaal zu sitzen statt auf der Empore. Ein großes Problem für die Gemeinde stellte die Auflösung des Friedhofs in der Bo Min Yaung Street dar, der dem Theinbyu Market weichen musste. Unter Mühen gelang es, ein Ersatzgrundstück im Stadtteil Mingaladon zu finden, auf das die Toten umgebettet werden konnten.