Business - damals und heute

Eine der verheerendsten Folgen des Militärputsches 1962 war der Versuch der Regierung Ne Win, das Land auf den Weg zum Sozialismus zu führen. Dieser Weg ging stetig bergab und endete schließlich im Volksaufstand von 1988. Die Regierung des Landes war sich von Anfang an der Tatsache bewusst, dass die Einführung des sozialistischen Wirtschaftssystems unweigerlich die Entstehung eines Schwarzmarktes nach sich ziehen würde. Man glaubte jedoch offenbar, diese Entwicklung innerhalb gewisser Grenzen halten zu können und hatte sich dazu fachkundige Hilfe gesichert: Ratgeber aus der DDR! Diese hatten ein scheinbar narrensicheres System der Devisenkontrolle entwickelt, mit dem unter anderem auch Touristen gezwungen wurden, zum äußerst ungünstigen offiziellen Kurs zu wechseln. Offenbar hatten sich die Burmesen nicht vor Ort in Ost-Berlin umgeschaut, denn sonst wäre ihnen aufgefallen, dass das System selbst in der so wohl geordneten und streng kontrollierten DDR nicht funktionierte,  wo man es sich als West-Tourist mit geschmuggeltem MDN zum Schwarzmarktkurs von 1:4 recht gut gehen lassen konnte… 

Die Hummel hat 0,7 cm² Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen, wie ein kluger Mann ausgerechnet hat. (Diese Aussage wurde allerdings später revidiert). Da die Hummel jedoch die Gesetze der Aerodynamik nicht kennt, fliegt sie einfach.

Mit der burmesischen Wirtschaft verhält es sich in vielerlei Hinsicht wie mit dem Hummelflug. Wie oft schon haben mir Leute, die es wissen müssen, ausführlich erklärt, dass eine Wirtschaft wie die burmesische gar nicht existieren kann! Wo kaum einer Steuern zahlt, wo die Korruption grassiert, wo Milliarden (von Dollars, wohlgemerkt!) in dunklen Kanälen verschwinden. Wo nur wenige Leute Bankkonten haben, wo selbst Beträge im Gegenwert von mehr als einer Million Dollar in bar bezahlt werden. Wo die Armee angeblich fast die Hälfte des Staatsbudgets auffrisst. Wo Leute für Privatkredite 4 % Zinsen zahlen – monatlich, wohlgemerkt! Die könne über kurz oder lang einfach nur zusammenbrechen. Hmmmh! Und trotzdem gibt es hier eine halbwegs funktionierende Verwaltung, es gibt Straßen (wenn auch oft schlechte), die oft sogar nachts beleuchtet werden. 

Es gibt Brücken, eine öffentliche Stromversorgung. Ja, sogar Flugverkehr gibt es – und der überwältigende Anteil der Maschinen kommt heil wieder runter! Selbst in den mittlerweile längst vergangenen sozialistischen Zeiten gab es eine halbwegs funktionierende Infrastruktur. Wenn auch mit vielen, vielen Mängeln! Was ist also das Geheimnis der burmesischen Wirtschaft? Ich glaube, es liegt darin, dass Myanmar nach ganz anderen Maßstäben funktioniert als kapitalistische Länder. Volks- und betriebswirtschaftliche Kriterien westlicher Definition passen hier nicht. Und dass die Burmesen ausgesprochen leidensfähig sind. Weil ihnen gar nichts anderes übrig bleibt. Und das seit vielen Jahrhunderten.