Christen in Myanmar

Wenn man den offiziellen Quellen vertrauen darf, sind etwa 6 % der Bevölkerung Myanmars Christen. Bei ihnen handelt es sich nicht um eine homogene Gruppe, sondern um ein buntes Gemisch. Seit der Unabhängigkeit (1948) haben sie viel Einfluss verloren und die Schließung der Missionsschulen durch die Militärregierung tat ein Übriges. Sie lassen sie sich in folgende Gruppen unterteilen: Die meisten Gläubigen sind Stammesangehörige (Chin, Karen, Kachin und kleinere Völker). Sie machen etwa 4 % der Gesamtbevölkerung aus und sind überwiegend Protestanten, die verschiedenen Glaubensrichtungen wie Baptisten, Presbyterianer, Methodisten usw. anhängen. Kleinere Gruppen sind Zeugen Jehovas, 

Neuapostolische, Mormonen usw. Die meisten dieser Völker waren Animisten und wurden in der Kolonialzeit christianisiert. Daneben gibt es noch kleinere Gruppen wie z. B. Anglikaner (ca. 40.000 Menschen) und Lutheraner. Unter den Gläubigen sind viele Inder, hinzu kommen  Anglo-Burmanen und Anglo-Inder. Sie werden heute vor allem von US-amerikanischen Christen unterstützt. Teile des buddhistischen Klerus haben eine Missionierungskampagne in den Stammesgebieten gestartet, um sie zum Buddhismus zu bekehren. Das trifft auf heftigen Widerstand der christlichen Kirchen.

Eine besonders interessante, wenn auch sehr kleine christliche Gruppe stellen die orthodoxen Armenier dar. Henry Yule (Mission to the Court of Ava in 1855) berichtete, dass einer der Minister des Königs Mindon ein gewisser Minus Makertich gewesen sei. Wer beschreibt mein Erstaunen, als ich plötzlich in der armenischen Kirche in Yangon seinem Ururenkel, Herrn Richard Minus, persönlich gegenüberstand. Etwa zur selben Zeit wie die Portugiesen (Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert) erreichten die Armenier Burma. Im Gegensatz zu den kriegerischen Südeuropäern kamen sie als Händler dorthin. In der Ruine der portugiesischen Kirche in Syriam (heute: Thanlyin) findet sich eine Stiftertafel, die bezeugt, dass der armenische Kaufmann Nichols de Aguillar diesen Bau 1750 gestiftet habe. Leider wurde er schon sechs Jahre später von den Soldaten Alaunghpayas zerstört.

Altarraum der armenischen Kirche in Yangon, älteste der Stadt

Die Gräfin Nostitz zu den Bemühungen, die Burmesen zum Christentum zu bekehren: „Dabei sind sie von Natur ein sorgloses, fröhliches und glückliches Volk, das, mit Luxus und Genusssucht noch unbekannt, alle seine bescheidenen Bedürfnisse leicht zu befriedigen vermag. Ein solches Volk bietet nicht den geeigneten Boden für die Lehre, die da sagt: ‚Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid.‘ Ebenso wenig Eindruck machten auf sie die Drohungen ewiger Verdammniss (!) und der Hölle, mit welchen fanatische Missionare die Leute ins Christentum hineinzuschrecken suchten. 

Sie hielten diesen gewöhnlich die Frage entgegen: ‚Wo meint ihr, dass unsere Vorfahren sein werden?‘ und auf die Antwort ‚In der Hölle, da sie als Ungetaufte starben‘, erwiderten sie: ‚Dann wollen wir auch dahin kommen.‘ Meistens waren es nur herabgekommene und verwilderte Subjecte (!), die sich um des weltlichen Vorteils willen taufen ließen, da sie pecuniäre (!) Unterstützung erhielten. Hörte diese auf, so trugen sie gewöhnlich die ihnen verabreichten Bibeln und Tractätchen (!) an einem öffentlichen Ort zusammen und verbrannten sie mit den Worten: „Umsonst wollen wir keine Christen sein!“. (Gräfin Nostitz: Helfers Reisen, S. 143f.).